Wie der Heizspiegel entsteht
Der Heizspiegel bietet Verbraucher*innen eine Möglichkeit, die Heizkosten und den Heizenergieverbrauch von Wohngebäuden zu prüfen. Anhand von Vergleichswerten können Mieter*innen, Eigentümer*innen und Verwalter*innen die Werte ihres Gebäudes in die Kategorien niedrig, mittel, erhöht oder zu hoch einordnen. Daraus ergeben sich Hinweise auf Einsparpotenziale beim Heizenergieverbrauch bzw. bei den Heizkosten. Ziel des Heizspiegels ist es, Verbraucher*innen anhand dieser Information zu nächsten Schritten zu motivieren: zum Beispiel das eigene Heizverhalten zu ändern oder auch eine energetische Modernisierung des Gebäudes vorzunehmen.
Die Methodik des Heizspiegels wird regelmäßig überprüft und 2025 grundlegend überarbeitet, um aktuelle Daten und wissenschaftliche Standards einzubeziehen. Hier stellen wir die Daten und Hintergründe dar.
HeizCheck: Verbrauch und Kosten interaktiv prüfen
Der Heizspiegel-Flyer enthält Tabellen zum manuellen Vergleichen von Heizkosten und Heizenergieverbrauch. Interaktiv geht es mit dem HeizCheck:
Sie müssen keine personenbezogenen Daten angeben, wenn Sie unseren Ratgeber nutzen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Das Wichtigste in 5 Punkten
- Der Heizspiegel von co2online ist eine jährliche Statistik zum Heizenergieverbrauch.
- Die Vergleichswerte dienen der ersten Prüfung des Heizenergieverbrauchs und der Heizkosten. Sie beinhalten die Anteile für Raumwärme und Warmwasserbereitung.
- Ein Heizspiegel bezieht sich in seinen Aussagen immer auf ein bestimmtes Jahr und eine bestimmte Region (Deutschland, Kommune, Landkreis).
- Bei erhöhten Werten soll der Heizspiegel einen Impuls geben, sich mit dem eigenen Verbrauch und dem Heizsystem des Gebäudes zu beschäftigen und dieses klimafreundlicher zu gestalten.
- Die jüngste Ausgabe des Heizspiegels für Deutschland liefert Vergleichswerte für das Abrechnungsjahr 2024. Sie basiert auf einer Auswertung von rund 90.000 Heizenergie-Datensätzen zentral beheizter Wohngebäude in Deutschland.
Neu 2025
Der Heizspiegel wurde nach 20 Jahren komplett überarbeitet.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
- Getrennte Auswertungen für Ein-/Zweifamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser
- Angepasste Flächenklassen, weil die Wohnfläche pro Person gestiegen is
- Heiznebenkosten nur noch bei Mehrfamilienhäusern, da sie bei Ein-/Zweifamilienhäusern kaum vorliege
- Aktualisierte Energiekosten: neue, repräsentativere Datenquellen für die Preisangabe
- Neue Vergleichswerte: ältere Ausgaben sind nicht mehr direkt übertragbar, die aktuellen Werte sind aber genauer
Das Ergebnis: mehr Transparenz, höhere Genauigkeit und eine bessere Einordnung von Heizenergieverbrauch und -kosten.
Unsere Daten und Berechnungen im Detail
Datenbasis, Berechnungsmethoden, Aufschlag für die Warmwasserbereitung sowie Qualitätssicherung. Im Folgenden erfahren Sie mehr Details über diese und weitere Punkte.
Welche Daten werden ausgewertet?
Um die Vergleichswerte für den Heizenergieverbrauch und die Kosten zu ermitteln, werden beim Erstellen des Heizspiegels verschiedene Daten ausgewertet.
Die Datensätze zum Heizenergieverbrauch erhalten wir direkt von den Verbraucher*innen – über unsere Online-Beratungsangebote, die auf unseren Internetseiten sowie auf vielen hundert Partnerseiten zur Verfügung stehen: zum Beispiel der HeizCheck.
Im Durchschnitt stammen die verfügbaren Gebäudedaten zu 65 Prozent von Ein- und Zweifamilienhäusern. Pro Heizspiegel und Abrechnungsjahr kommt es hier zu Abweichungen der prozentualen Anteile.
Daten zum Heizenergieverbrauch
- Von welchen Gebäuden? – von zentral beheizten Wohngebäuden
- In welcher Region? – bundesweit (Heizspiegel für Deutschland) oder bezogen auf eine bestimmte Kommune oder Landkreis (Kommunale Heizspiegel)
- In welchem Kontext? – in Abhängigkeit vom Energieträger und der Gebäudegröße (beheizte Wohnfläche)
- Von wann? – in der Regel aus dem letzten Abrechnungsjahr
Daten zu den Heizkosten
Die Heizkostenwerte werden anhand der jeweiligen Verbrauchswerte sowie der entsprechenden Heizenergiepreisen und Heiznebenkosten berechnet. co2online erhebt in einer Energiepreisdatenbank standardmäßig die Heizenergiepreise.
- Um die Heizölpreise zu bestimmen, werden die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes, (hier „Erzeugerpreise für leichtes Heizöl“; Liefermenge 40 bis 50 Hektoliter) für aktuell zwölf deutsche Bezugsorte (Tabellen-Code 61241-0101) genutzt.
- Für Erdgas werden die Preise des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) verwendet. Hierbei werden für Einfamilienhäuser die durchschnittlichen Werte eines Jahresverbrauchs von 20.000 kWh und für Mehrfamilienhäuser von 80.000 kWh berücksichtigt.
- Die Fernwärmepreise stellt die Preistransparenzplattform Fernwärme zur Verfügung. Aus den monatlichen Preisen von 596 Netzen wird für beide Gebäudetypen ein Durchschnittswert, gewichtet nach der Netzgröße, berechnet. Bei kommunalen Heizspiegeln sind es die dort vorhandenen Netze.
- Die Preise für Wärmepumpenstrom werden von der Plattform Verivox zur Verfügung gestellt. Die Preise basieren auf zwei Abnahmefällen:
- Einfamilienhaus: 5.000 kWh
- Mehrfamilienhaus: 30.000 kWh
- Der durchschnittliche Preis für Holzpellets in Deutschland stammt aus einer jährlichen Untersuchung von C.A.R.M.E.N. (Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk e.V.).
Die Heiznebenkosten machen etwa 10 Prozent der Heizkosten aus. Im Einfamilienhausbereich gibt es keine Abrechnung, in der die Heiznebenkosten erfasst werden. Sie setzen sich vielmehr aus einzelnen Posten wie Rechnungen für Wartungs- oder Reparaturleistungen zusammen. Aufgrund dieser Ungenauigkeit berechnen wir die Heiznebenkosten nur für Mehrfamilienhäuser.
Um die Heiznebenkosten hierbei zu ermitteln, werden durchschnittliche, bundesweite Vergleichswerte angesetzt. Dadurch wird eine gewisse Ungenauigkeit in Kauf genommen. Denn die Heiznebenkosten sind überwiegend dienstleistungsbasiert und hängen somit in gewissem Maße vom Einkommensniveau ab, das regional unterschiedlich ist. So gibt es beispielsweise erhebliche Einkommensunterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen, die sich häufig auch in den Kosten für Dienstleistungen widerspiegeln.
Um entsprechende Heiznebenkosten-Vergleichswerte für einen aktuellen Heizspiegel zu erhalten, werden die vorliegenden Werte für das Basisjahr 2024 mithilfe eines Preisindixes an die Preisentwicklung angepasst. Als Grundlage hierfür dient der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes (Referenz-Code: 61111-0001).
Berechnung des Heizspiegels
Seit über 20 Jahren berechnen wir den Heizspiegel für Deutschland. Über die Jahre wurde die Methodik stetig weiterentwickelt. 2025 haben wir nun eine umfassende Überarbeitung durchgeführt. Warum wir das gemacht haben? Der Gebäudebestand hat sich in den letzten Jahren verändert. Beispielsweise hat die durchschnittliche Wohnfläche pro Person zugenommen, weshalb wir unsere Flächeneinteilungen angepasst haben. Da wir zunehmend einen großen Anteil unserer Daten von Ein-/Zweifamilienhausbesitzenden erhalten, haben wir uns zudem entschlossen, den Heizspiegel auch in diesen Kategorien darzustellen.
Mittlerweile sind wir auch in der Lage, bei geringer Datenlage genaue Aussagen zum Heizenergieverbrauch zu treffen und entsprechende Vergleichswerte zu erzeugen. Eine solche Datenlage liegt beispielsweise vor, wenn einzelne Gebäudegrößenklassen in der Stichprobe unterrepräsentiert sind.
Zudem haben wir ein Näherungsverfahren entwickelt, mit dem sich auch bei einer insgesamt schwachen Datenlage in einer Region ein kommunaler Heizspiegel erstellen lässt.
Berechnung des Heizenergieverbrauchs
Die Werte zum Verbrauch werden im Heizspiegel in Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter (m2) Wohnfläche angegeben. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die kWh-Angaben bei Heizöl und Fernwärme auf den Heizwert (Hi), bei Erdgas abweichend auf den Brennwert (Hs) beziehen. So machen wir die unterschiedlichen Angaben aus den Energierechnungen miteinander vergleichbar. Der entsprechende Heizspiegel-Datensatz aus der Gebäudedatenbank wird mittels statistischer Methoden analysiert.
In einem ersten Schritt werden die Datensätze in vier unterschiedliche Flächenklassen eingeteilt. Die Grenzen dieser Klassen werden anhand der Angaben zu den Gebäudegrößen festgelegt.
EFH
- 80 – 150 m2
- 151 – kleiner 250 m2
MFH
- 250 – 500 m2
- > 500 m2
Die berechneten Vergleichswerte werden in vier Kategorien unterteilt. Die folgenden Perzentile bilden die Grenzen, welche die Verbrauchsklassen voneinander trennen:
- niedrig (10 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit dem geringsten Verbrauch)
- mittel (40 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit mittlerem Verbrauch)
- erhöht (40 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit erhöhtem Verbrauch)
- zu hoch (10 Prozent der verteilten Verbrauchsdatensätze dieser Gebäudegrößenklasse mit dem höchsten Verbrauch)
Dieses Verfahren wird auf jeden Energieträger und auf jede im Heizspiegel abgebildete Gebäudegrößenklasse angewendet.
Aufschlagswerte für Gebäude mit dezentraler Warmwasserbereitung
In den Heizspiegel-Tabellenwerten zu Verbrauch und Kosten ist der Aufwand für die Warmwasserbereitung enthalten. Bei Gebäuden mit zentraler Warmwasserbereitung wird das Wasser von der Heizanlage erwärmt. Daher enthalten die von Verbraucher*innen selbst errechneten Vergleichswerte bereits den Warmwasseranteil.
Für Gebäude mit dezentraler Warmwasserbereitung (zum Beispiel mittels Boiler oder Durchlauferhitzer in der Wohnung) muss der Warmwasseranteil extra berücksichtigt werden, um die individuellen Vergleichswerte zu ermitteln. Hierfür enthält der Heizspiegel entsprechende Aufschlagswerte, sowohl in Kilowattstunden (kWh) als auch in Euro (€).
Die Aufschlagswerte orientieren sich an den Vorgaben für Energieverbrauchsausweise (Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchswerte im Wohngebäudebestand). Der dort ausgewiesene Aufschlag von 20 kWh/m² bezieht sich auf die Gebäudenutzfläche (AN nach Energieeinsparverordnung) und wird für den Heizspiegel auf die Wohnfläche umgerechnet. Somit ergibt sich ein Wert von 24 kWh pro Quadratmeter und Jahr.
Der Kostenzuschlag setzt sich aus dem Verbrauchszuschlag und einem mittleren Energiepreis zusammen, der sich über alle Energieträger und Gebäudegrößenklassen hinweg bildet. Bei Kommunalen Heizspiegeln ist alternativ auch eine Differenzierung nach Energieträgern möglich.
Qualitätssicherung
Im Rahmen der Plausibilitätsprüfung werden die ermittelten Vergleichswerte für den Heizspiegel zusätzlich mit den Ergebnissen interner und externer Datenauswertungen verglichen.
- So erfolgt beispielsweise ein Vergleich der witterungsbereinigten Tabellen des Heizspiegels, sofern verfügbar, mit alten Erhebungen sowie mit dem Heizspiegel für Deutschland aus dem Vorjahr. Zu diesem Zweck wurden die Heizspiegel der vergangenen drei Jahre mit der neuen Methodik noch einmal berechnet um diese Vergleichbarkeit auch weiterhin zu gewährleisten.
- Für den externen Abgleich werden insbesondere die jährlichen Untersuchungen von Techem zu Energiekennwerten herangezogen. Zum Einsatz kommt hier auch der jährlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dem Energiedienstleister ista herausgegebene „Wärmemonitor Deutschland“.
Rohdatenprüfung für Kommunale Heizspiegel
Wenn eine Kommune oder ein Landkreis einen Heizspiegel anfordert, steht zu Beginn stets eine Datenprüfung. Das Ergebnis dieser Prüfung gibt vor, welche Art von Heizspiegel erstellt werden kann. Die Datenprüfung umfasst folgende Schritte:
- Stichprobenermittlung (Abrechnungsjahre, Postleitzahl-Bereich)
- Plausibilitätsprüfung der Daten
Auf Basis der Ergebnisse erfolgt die Empfehlung an den Auftraggeber, auf welcher Datenbasis beziehungsweise mit welcher Vorgehensweise der Kommunale Heizspiegel erstellt werden kann. Wir empfehlen dabei stets als erste Option, dass die Kommune oder der Landkreis zusätzliche Datensätze für die Auswertung beisteuert.
Einschränkungen und Hinweise
Wofür eignet sich der Heizspiegel nicht?
- Heizspiegel und Bürgergeld: Der Heizspiegel eignet sich nicht dafür, die Angemessenheit der Heizkosten einzelner Wohnungen zu prüfen. Die Vergleichswerte geben keinen Aufschluss darüber, ob die Heizkosten für Empfänger*innen von Sozialleistungen angemessen sind. co2online wendet sich gegen die Praxis einiger Jobcenter und Sozialämter, den Heizspiegel hierfür heranzuziehen. Mehr Informationen zum Thema sowie Urteile von Sozialgerichten finden Sie in unserer Stellungnahme zur Verwendung von Heizspiegeln im Bereich des SGB.
- Kein Vollkostenvergleich: Der Heizspiegel bietet keine Grundlage, um einen Vollkostenvergleich für die aufgeführten Heizsysteme und Energieträger anzustellen.
- Keine Energieberatung: Der Heizspiegel ersetzt keine Energieberatung, um den energetischen Zustand des Gebäudes einzuschätzen.
- Keine individuelle Einschätzung: Der Heizspiegel gibt keine Einschätzung zum individuellen Heizverhalten. Er liefert Orientierungswerte, ersetzt aber keine Abrechnung. Nutzen Sie den HeizCheck, um eine Einschätzung Ihres persönlichen Verbrauchs zu erhalten.
- Keine Aussagen zu einzelnen Wohnungen: Vergleichswerte gelten auf Gebäudeebene, nicht für einzelne Wohnungen.
- Nicht für Spezialgebäude: z. B. Passivhäuser, Nichtwohngebäude, Sondernutzungen.